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25.6. - 31.8.2019
Eröffnung: Montag, 24. Juni 2019, 18 Uhr
Wo: galerie michaela stock

 
Viktors Svikis: Storylines

An der Grenze zwischen Irrealem und Realem schildert Viktors Svikis in seinen großformatigen Mischtechniken ein buntes und zersplittertes Bild unserer Welt, das eindeutig der künstlerischen Phantasie entstammt, aber trotzdem einen starken Anhaltspunkt in unserer Alltagswelt findet, in der der Mensch mit Informationen durch Massenmedien überflutet und seine Wahrnehmung stark beeinflusst wird. Die rätselhaft anziehende Buntheit und Vielfältigkeit sowie die Mehrdimensionalität und Mehrschichtigkeit seiner Arbeiten beruhen sowohl auf den verschiedenen Techniken und Materialien als auch auf der Vielzahl unterschiedlicher eingesetzter Motive und Zitate.

Schon bei der Gattungsbestimmung fällt einem schwer einzelnen Arbeiten in eine bestimmte Kategorie einzuordnen. Svikis kaschiert auf die Leinwände leere Papierstücke, reißt sie wieder ab und klebt sie dann wieder auf. Eine so vorbereitete Leinwand dient ihm als eine Art Grundierung für seine „Storylines", die durch schwarze Kohle- und Tuschelinien, die ersten zeichnerischen Konturen erhalten, und mit Acryl- und Ölfarbe wird ausgefühlt und übermalt, was manchmal einen fotorealistischen Eindruck hervorruft. Trotz der malerischen Momente deklariert sich Viktors Svikis vor allem als klassischer Zeichner und gibt dieser auch den Vorrang gegenüber der Malerei in seinem künstlerischen Oeuvre.

In seinen scheinbar nach dem Zufallsprinzip angeordneten Motiven ergeben sich große collagenartige Kompositionen, in welchen alle einzeln existierende Bildelemente, obwohl formal und inhaltlich autonom, in den Diensten eines größeren Bildzusammenhanges stehen. Wie in einem surrealistischen Traum existieren verschiedene Bildebenen parallel nebeneinander. Einzelne Themen kreisen semantisch um den betreffenden Werktitel, während ihre Kombinierbarkeit und Verbindung zueinander mehr Freiraum für Interpretation und Rekonstruktion des Handlungsbogens lassen.



Gut nachvollziehen lässt sich das in dieser Ausstellung etwa an dem Bild mit dem Titel Mythos, in dessen Bildmitte die großformatige Figur des Apollo von Belvedere dargestellt ist. Um ihn herum reihen sich verschiedene Heldenbilder, von Zorro, Cowboys bis zu kunsthistorischen Zitaten und Vorbildern wie das „Fallingwater Haus" von Frank Lloyd Wright. Der Apollo von Belvedere, ist nach Winckelmann „das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums" , doch bei Svikis bleibt er gesichtslos und entmannt. Als Gegenstück springt dem Betrachter auf der rechten unteren Seite ein Hampelmann, der die karikaturhaften Gesichtszüge des Künstlers trägt, entgegen.
Radetzkymarsch lässt uns an die surreale Geschichte von Alice im Wunderland erinnern. Zwei verstümmelte Hasen schlagen ihre Trommeln und geben somit den Rhythmus für die marschierende Armee der Nussknacker an, gleichzeitig wird ein Hund von einem Grammophon verschluckt. Oben links sind die goldenen Voyager-Datenplatten dargestellt, die als Botschaft für Aliens ins All geschickt wurden, und daneben ein Bild der Hündin Laika, die als erstes Lebewesen im Weltall war.

Eine ungewöhnliche Lebensgemeinschaft im Gewässer offenbart uns sich in Biotop, einer Biozönose von bepflanzten schwimmenden Koffern, einem Schwimmer, einem Unterseeboot, einem Steuerstand, Rubikwürfel und kunsthistorischen Zitaten, von dem Porträt Monets und seinen bekannten Wasserlilien bis zum Waterhouse-Gemälde "Hylas und die Nymphen".
In Das Spiel ist aus erstreckt sich der Blick auf ein äußerst ungewöhnliches Wohnzimmer: eine voluminöse antikische auf dem Kautsch liegende Figur, ein Sessel auf welchem eigentlich eine Strichmännchen-Zeichnung sitzt, ein Esel, ein Stuhl mit einem Toaster auf seiner Sitzfläche, gekreuzte Beine und in den Raum geworfene Spielkarten.

Der zeichnerische Duktus Svikis´ kommt am besten in seinen kleinformatigen Tuschezeichnungen zum Ausdruck. Die motivische Übereinstimmung mit den großformatigen malerischen Zeichnungen ist unverkennbar.

Svikis' Zitate und Aneignungen sind Teil seines kunsthistorischen und geschichtlichen Diskurses und beziehen sich bewusst oder unbewusst auf Vorhandenes. Seinen eigenen Lebensfaden folgend, und eine nicht existierende allgemeingültige künstlerische und Lebenswahrheit suchend, zeigt uns Svikis in den Bildwelten seine Erlebnis- und Wahrnehmungssphäre. Wie schon der Titel Storylines verrät, bleibt dem Betrachter aber überlassen seinen individuellen roten Faden zu folgen und eigenen Zugang zur Struktur und Handlung des Erzählten zu finden.

1Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Altertums, URL: https://gutenberg.spiegel.de/buch/geschichte-der-kunst-des-altertums-9545/24, 01.06.2019

 Jelena Grabovac


PRESSE
Pressetext: Viktors Svikis | Storylines
Pressebild 1: Viktors Svikis, Der Mythos, 2018-19, Mischtechnik auf Papier, kaschiert auf Baumwollgewebe, 200 x 170 cm
Pressebild 2: Viktors Svikis, Radetzkymarsch, 2018, Mischtechnik auf Papier, kaschiert auf Baumwollgewebe, 200 x 200 cm
Pressebild 3: Viktors Svikis, why does my head feel heavy today?, 2019, Tusche auf Papier, 25,5 x 25,5 cm

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